Sonntag, 29. September 2013

Glühwürmchen :)

Hallo, ihr Lieben!
Es gibt wieder etwas zu berichten. Und zwar verbrachten wir dieses Wochenende in Waitomo, welches man mit dem Auto von Tauranga aus in circa zwei Stunden erreichen kann. Waitomo bedeutet: "Wasser, das in ein Loch im Boden eindringt". Naja, als ein "Loch" hätte ich es persönlich nicht umschrieben. Denn um das Dörfchen Waitomo findet man zahlreiche Höhlen. Die drei größten sind die Ruakuri Cave, die Aranui Cave und die Glowworm Cave.
Für Samstag hatten wir eine Tour durch alle drei Höhlen gebucht. Mit unsrem Glück natürlich wieder zum Schnäppchenpreis! Die Tour begann in der Ruakuri Cave. Der größten der drei Höhlen. Ein neu gebauter Eingang, der spiralförmig in die Tiefen der Erde führte, war schon unser erstes Highlight (auf dem Bild unten sieht er aus wie eine Ansammlung vieler rötlicher Lichter). Wir gelangten durch einen Tunnel in die Höhle selbst, welche voll von Stalagtiten und Stalagmiten war (zur Erinnerung: Stalagtiten hängen von der Decke herab, Stalagmiten schießen aus dem Boden). Die Bilder, die diese formten, ließen kleine Touri-Augen groß leuchten! Besonders spannend wurde es dann an einer nicht beleuchteten Stelle der Höhle. Man sah nach oben an die Decke und entdeckte viele kleine leuchtende Pünktchen, die wie Sterne am Himmel aussahen. Glühwürmchen. Aber später mehr dazu ;)
Nach zwei Stunden kamen wir zurück ins Tageslicht - und tauchten wieder hinab in eine Höhle: die Aranui Cave. Diese war viel kleiner als ihr Vorgänger, aber trotzdem alles andere als langweilig. Sie könnte die Rübeländer Tropfsteinhöhlen jederzeit in den Schatten stellen! Sie ist eine geologische Seltenheit und gilt als eine der schönsten Höhlen Waitomos.
Unsere letzte Tour fand dann in der Glowworm Cave statt.
Maori-Stämme wussten schon damals von ihrer Existenz, behielten dieses Geheimnis allerdings für sich, bis Häuptling Tane Tinorau 1887 von dem englischen Landvermesser Fred Mace überredet wurde, die Glowworm Cave zu erkunden. Sie ließen sich auf einem Floß aus Flachsstämmen auf dem Waitomo River, mit Kerzen als einziger Lichtquelle, in die Höhle hineintreiben. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit. Und was erblickten sie? Tausende und abertausende von Glühwürmchen! Seit 1889 ist die Höhle für Besucher geöffnet. Viele der heutigen Angestellten der Glowworm Caves sind direkte Nachfahren von Häuptling Tane Tinorau. Und nun standen wir davor. Hinein ging es in die Höhle, vorbei an einigen interessanten Steinformationen, durch eine große Halle (in der sogar Konzerte abgehalten werden; selbst Katy Perry war schonmal dort!) und rein in die totale Dunkelheit. Wir tasteten uns langsam in  ein Boot hinein und fuhren einen Fluss innerhalb der Höhle entlang,  bis wir sie entdeckten. Die Glühwürmchen. So viele, dass man hätte denken können, man betrachte einen riesigen Sternenhimmel. Einfach atemberaubend! Aber wisst ihr überhaupt, was Glühwürmchen sind? Sicher meint ihr es zu wissen. Vielleicht denkt ihr an die kleinen, fliegenden Insekten,  die nachts so schön leuchten. Nein, nein. Das sind fire flys. Hier geht es aber um Glowworms. Genauer gesagt, für die Biologen unter euch, um die Arachnocampa Luminosa (= spinnenähnliche, Licht erzeugende Larve), eine Glühwürmchenart, die nur in Neuseeland heimisch ist. Man stelle sie sich folgendermaßen vor: Man nehme einen Regenwurm, mache ihn durchsichtig, ziehe ihn lang, sodass er ganz schmal wird, und gebe ihm dann die Fähigkeit, als Larve an einem bestimmten Körpersegment zu leuchten, um damit Nahrung in Form von anderen Fluginsekten anzulocken.
Zum Überleben benötigt das Glühwürmchen ein ganz spezielles Habitat: Feuchtigkeit, damit es nicht austrocknet; eine geschützte Fläche, an der es hängen und seine klebrigen, spinnenwebähnlichen Angelschnüre (siehe Bild) aufhängen kann; eine windstille Atmosphäre, damit die Leinen sich nicht verwirren; Dunkelheit, um sein Licht leuchten zu lassen und Nahrung anzulocken; sowie reichlich Insekten zur Nahrung, die sich in unterirdischen Gewässern finden lassen.
Ein erwachsenes Weibchen legt ca. 120 Eier. Nach ungefähr 20 Tagen schlüpfen daraus die Larven. Die geschlüpften Larven bauen ein Nest, hängen Schnüre aus und essen, essen, essen. Insekten bleiben an den Schnüren genauso hängen wie an Spinnenweben - sie sind mit Klebstoff bedeckt, woran Insekten hängen bleiben, welche verspeist werden. Trotz ihrer geringen Größe von gerade einmal 3mm geben die Larven bereits ein sichtbares, und für uns Menschen wunderschön aussehendes Licht ab. Nach neun Monaten entwickelt sich dann eine Puppe, die man ungefähr mit dem Puppenstadium eines Schnetterlings vergleichen kann. Nach 13 Tagen entspringt daraus ei  erwachsenes Insekt; es ähnelt einer großen Mücke und lebt nur wenige Tage. Man sieht also, der Abgang des Glühwürmchens ist sowohl unspektakulär als auch tragisch. Für uns spannend ist nur ihre Jugendzeit, in der sie uns solch eine Freude bereiten. Eine wunderschöne Tour!
Anschließend genossen wir dann, anlässlich meines Geburtstages, selbst gebackene Brombeer-Muffins im Hostel, Pizza beim Italiener und Wein bei einem Film. Es war, trotz eines unschönen, persönlichen Ereignisses, ein echt schöner Tag mit Lisa und Stephan, wofür ich ihnen auch sehr dankbar bin. Wir haben uns quasi gesucht und gefunden! :)
Aber unser Wochenende war ja noch nicht vorüber. In der Nacht zum Sonntag wurden die Uhren umgestellt, am Morgen verließen wir dann unsere unbequemen Betten und durchliefen mit zwei anderen Backpäckermädchen einen Bushwalk. Es ging über wackelige Brücken, durch schlammigen Boden und natürliche Tunnel, über Hügel in Höhlen und durch Buschwald. Ein unheimlich schönes Erlebnis!
Dann ging es zurück nach Tauranga. Morgen muss kch wieder arbeiten, denn die Kinder meiner Au Pair Familie haben Ferien. Ich grusel mich jetzt schon vor den kommenden zwei Wochen. Aber am nächsten Wochenende reisen Lisa und ich wieder irgendwo hin und berichten dann wieder fleißig von unseren Erlebnissen.
Bis dahin liebe Grüße,
Eure Christina :)

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