Sonntag, 1. Dezember 2013

Ho, ho, ho!

Das Apple Tree hatte das Glück, am Wochenende an einer Santa Parade in Mount Maunganui teil zu nehmen. Wir haben zwar nicht gewonnen, aber es hat sich definitiv gelohnt, mitzumachen! :)

Donnerstag, 28. November 2013

Dumen hoch

Bei uns heißt es "per Anhalter fahren" oder "trampen".
Die Neuseeländer sagen dazu "hitch-hiking".
Im Grunde genommen ist es aber immer das gleiche Prinzip; man besitzt weder ein Auto, noch Geld, möchte aber reisen. Also stellt man sich an den Rand einer gut befahrenen Straße und hält entweder den Daumen oder ein Schild, auf dem das Ziel steht, heraus. Irgendjemand wird schon anhalten ^^ In Deutschland, oder jedenfalls dort, wo ich herkomme, ist diese Art zu Reisen eher unüblich. Vor Neuseeland wäre ich auch nie auf die Idee gekommen, es auszuprobieren. Aber für einen ordentlichen Backpacker gehört es sich einfach, es einmal auszuprobieren. Aber später mehr dazu!  

Der Abschied vom Apple Tree fiel schwer. Die Menschen dort waren uns einfach so sehr ans Herz gewachsen. Und Tauranga selbst war für mich wie eine zweite Heimat geworden. Aber es gibt noch so viel zu sehen hier in Neuseeland. Also packten wir unsere Sachen zusammen (mein Rucksack ist um gefühlte 10kg schwerer geworden) und nahmen den Nakedbus. Nakedbus ist einer von mehreren Busunternehmen, die durch ganz Neuseeland fahren. An jedem iSite (so etwas ähnliches wie ein Reisebüro, das es an jedem Busbahnhof gibt) oder im Internet kann man sich für einen bestimmten Tag einen Bus buchen. Je früher man bucht, desto billiger ist das Ticket. So kann es zum Beispiel passieren, dass man für eine lange Strecke nur $1 bezahlt, wenn man nur ganz weit im Voraus bucht. Unser Ziel war Napier an der Hawkes Bay. Eine fünf-stündige Fahrt stand uns bevor. Genug Zeit also, um ein Buch zu lesen oder ein Hörbuch zu hören. Aber dazu kam ich gar nicht, da die Landschaft, durch die wir fuhren, so beeindruckend war, dass ich fünf Stunden lang gebannt aus dem Fenster starrte. Es ist wirklich faszinierend, wie schnell sich die Landschaften ändern. Gibt es an der Bay of Plenty tausende, wie gemalt grüne Hügel,  auf denen unzählige Schafe und Kühe grasen, so sieht man, wenn man in Richtung Hawkes Bay fährt, Nadelwald, Büsche und Berge. Und dann näherten wir uns Napier. Die Stadt liegt direkt am Hafen und ist von Fischerei, Seeverkehr und Tourismus geprägt. Zudem ist Napier, neben Tauranga, die Stadt mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Nicht weit entfernt liegt das Cape Kidnappers - der erste Ort auf der Erde, an dem die Sonne aufgeht!  

Napier wurde im zwölften Jahrhundert erstmals von einem maorischen Stamm besiedelt. Ein Großteil dieses Gebietes wurde dann in den 1850ern von der britischen Krone aufgekauft und nach dem britischen General und Kolonialadministrator Charles Napier benannt.  Am 3. Februar 1931 wurde die Stadt von einem schlimmen Erdbeben heim gesucht (7, 9 auf der Richter Skala). Nahezu alle Häuser wurden dabei zerstört. Plötzlich fand sich die Stadt 4qkm höher, denn das Erdbeben hatte eine einstige Lagune empor gehoben. Daraufhin wurde die Stadt neu erbaut - diesmal in einem 30er Jahre Art Deco Stil, die ihr den Titel "Napier - Capital of Art Deco" einbrachte. Das Interessanteste an Napier ist nun also nicht nur der schöne Hafen, der schwarze Steinstrand und das spektakuläre Gefängnis, sondern auch seine Architektur. Wandert man durch die Innenstadt, so fühlt man sich manchmal in die 30er Jahre zurück versetzt. Außerdem ist die gesamte Hawkes Bay, wie das Rheingebiet in Deutschland,  für seinen Weinanbau bekannt. Überall werden Weinproben angeboten, es gibt sogar eine Wine Street.  

An unserem ersten Tag in Napier sahen wir uns die Stadt selbst an. Wir bummelten in einem Art Deco Shop, erklommen den Bluff Hill (einem Aussichtspunkt, von dem aus man ganz Napier und das unendliche Meer bestaunen kann) und besuchten das National Aquarium of New Zealand. Wir beobachteten eine Haifischfütterung, sahen Pinguine, riesige Schildkröten, Piranhas, Seepferdchen und sogar einen Kiwivogel :)
Am zweiten Tag war unser Ziel Te Mata Peak. Und hier kommt das Stichwort hitch-hiking ins Speil. Te Mata Peak ist ein Berg, ca. eine halbe Stunde mit dem Auto von Napier entfernt. Da wir aber kein Auto besitzen, wollten wir es einmal mit hitch-hiking versuchen. Es gibt natürlich einige Dinge die man, wenn man schon so mutig ist, so etwas auszuprobieren, aus Sicherheitsgründen beachten sollte. Niemals allein per Anhalter fahren. Und besonders nicht, wenn man ein Mädchen ist. Wenn ein Auto anhält, um einen mitzunehmen, sollte man auch immer zuerst fragen, wo der andere hin will, bevor man selbst sein Ziel offenbart. Erstens gibt es einem Zeit, zu entscheiden, ob man bei diesem Anhalter auch wirklich mitfahren möchte und zweitens hat der Anhalter dann nicht die Gelegenheit zu sagen: "Was? Du willst nach Te Mata Peak fahren? Oh ja, da möchte ich auch hin", obwohl er dabei eine ganz andere Sache verfolgt. Auf unsere erste Mitfahrgelegenheit mussten wir nicht lange warten. Ein Mitte 20 jähriger Kwi-Amerikaner mit einem Hund fuhr uns direkt zum Fuße des Te Mata Peak. Hatte ich vorher gegenüber des hitch-hikings noch Zweifel gehabt, war ich nach dieser Begegnung eher positiv davon überrascht. In Neuseeland kommt es sehr häufig vor, dass Backpacker per Anhalter fahren. Erstens, um kostenlos von einem Ort zum anderen zu kommen und zweitens, um Einheimische zu treffen. Unsere Wanderung zum Te Mata Peak war lang und mühselig. Die Sonne schien und trotz Sonnencreme bekamen wir einen leichten Sonnenbrand (das Ozonloch lässt grüßen). Außerdem machte sich zum ersten Mal seit Monaten wieder meine Allergie bemerkbar. Die Hawkes Bay ist kein guter Ort für mich^^ Aber am Ende sollte sich die ganze Anstrengung lohnen. Von der Spitze des Te Mata Peak aus kann man die gesamte Hawkes Bay überblicken. Sogar bis zum schneebedeckten Mount Ruapehu, der im Tongariro National Park liegt, kann man sehen. Und der Lookout des Te Mata Peak beherbergt hunderte Marienkäfer, die, während man die Landschaft bestaunt, in Scharen auf einem landen. Zurück nach Napier nahmen uns gleich mehrere Leute mit; eine Asiatin bis nach Havelock North, eine Krankenschwester bis nach Clive und ein älterer Herr bis nach Napier. Unser letzter Anhalter, der ältere Herr, gabelte uns mit seinem geländigen Auto an einer Bushaltestelle auf. Wir waren keine zwwi Minuten mit ihm gefahren, da meinte er, während er auf eine Ansammlung kleinerer Häuser zeigte: "Hier arbeite ich übrigens. Soll ich euch schnell rum führen?" Wir hatten kaum die Gelegenheit, etwas zu erwidern, da bog er auch schon auf das Anwesen ab. Er arbeitete in einer Behindertenwerkstatt, nur wenige Meter von Clive entfernt. Die Behinderten dort stellen Handcrafts (zB. Socken, Tücher, Decken, Holzschnitzereien etc.) her und verkaufen frische Milch, Obst, Gemüse und selbst gemachten Käse un einem eigenen kleinen Hofladen. Es ist echt erstaunlich, wo man landet, wenn man per Anhalter fährt! :) Die Menschen dort empfingen uns mit offenen Armen und zeigten uns stolz ihre Arbeit. Danach ging es weiter Richtung Napier. Allerdings kamen wir nicht weit, denn der Mann bog noch einmal ab - diesmal fuhren wir an einen Steinstrand entlang, bei dem ich Angst hatte, wir würden gleich stecken bleiben und das Auto wieder befreien müssen. Aber wir rechneten es ihm hoch an, dass er uns so viel zeigen wollte. Am Ende lud er uns immerhin wohl behalten am YHA Napier ab. Lisa und ich waren so begeistert vom hitch-hiking, dass wir uns vornahmen, am nächsten Tag zurück nach Tauranga zu trampen. Also fragten wir an der Rezeption des Hostels nach einem Plakat und einem dicken Markwr und bastelten uns ein Schild, auf dem auf der einen Seite "Taupo" stand und auf der anderen Seite "Tauranga :)". Wir müssen nur jemanden finden, der uns mit nach Taupo nimmt, so sagte ich mir, dann ist es nicht mehr weit nach Tauranga. Eigentlich war es ein gewagtes Unternehmen. Zwei Mädchen stehen an einer Straße und hoffen darauf, dass sie jemand innerhalb eines Tages 500km  mitnimmt. Aber wir standen keine viertel Stunde mit unserem hübschen Schild am Highway Richtung Taupo, da hielt auch schon ein Lkw an, der uns sogar direkt nach Tauranga mitnehmen konnte. Der Fahrer hieß Fred und war es anscheinend schon gewohnt, Backpacker auf seiner Reise durch Neuseeland mitzunehmen. Sogleich drückte er uns eine Tüte mit einer Art Donut in die Hand und meinte: "Help youself" - "Bedient euch". Die fünfstündige Fahrt in dem Lkw war eigentlich ganz cool. Wenn man so hoch sitzt, kann man die ganze Landschaft um einen herum noch viel besser erfassen. Nach einem gemeinsamen Foto mit ihm und tausend Danksagungen, brachte er uns mit seinem riesigen Lkw sogar bis vor die Haustür des Apple Trees, wo wir noch bis zum 1. Dezember bleiben werden und dann einen Bus nach Wellington nehmen. Am 5. Dezember nehmen wir die Fähre auf die Südinsel und werden uns Arbeit in Blenheim suchen, wo es viele fruitpicking jobs geben soll. Aber ich halte euch natürlich auf dem Laufenden!
Bis dahin,
Tüdelü :)

Samstag, 23. November 2013

Apple Tree Family

Reisen.
Eigentlich tut es jeder.
Ob durch Deutschland, durch die ganze Welt oder nur in Gedanken und Träumen.
Nach vier Wochen Packhausarbeit wird es auch für uns wieder Zeit, den Rucksack zu packen und los zu ziehen. Aber an die Zeit im Apple Tree Backpackers werde ich mich noch lange erinnern.  

Unsere neue Arbeit bei DMS Te Puna fing dort an, wo die bei Apata endete; Avocados Packen und Kiwis Sortieren. Aber das Arbeitsklima war ein ganz anderes. Keine Sklaventreiberei, keine unfreundlichen Supervisor. Und mit Musik ist es doch gleich viel einfacher, 72 Kisten á 8200 Kiwis am Tag über die Hand zu rollen (wenn ihr in ca. 2-6 Wochen Kiwis von Zespri oder Emerald in allen möglichen Variationen kauft, könnten diese theoretisch durch meine Hand gerollt sein! :) ). Auch unsere neue Supervisorin Kate sorgte für reichlich Amüsement. Über eine kleine, auf Kiwis allergische Asiatin, die in einem Kiwipackhaus das Sagen hat und die Sprüche "Don't worry about the labels", "Take another one", "Were is my boxes??!?!?" und "Tooooo soft" in einem sehr asiatischen Englisch gefühlte fünfzigtausend Mal am Tag wiederholt, ganz gleich, ob es gerade zu der Situation überhaupt passt oder nicht, muss man sich einfach freuen. Und so wurden Kates Sprüche zu einem running Gag im ganzen Hostel. Dazu kamen dann noch flirtende Maoris, Kiwiweitwürfe und Jonglierversuche, um den langweiligen 9-Stunden-Arbeitstag angenehm zu gestalten. Ich hatte auch das Vergnügen, mich intensiv mit den verschiedenen Schimmelarten einer Kiwi auseinanderzusetzen. Wenn man eine Box, die man auf faule Kiwis untersuchen soll, öffnet, darin die Hälfte derKiwiss verschimmelt auffindet und ganz genau weiß, dass man diese mit bloßer Hand anfassen und wegwerfen muss, macht die Arbeit doch gleich doppelt so viel Spaß! Aber Schimmel ist nicht gleich Schimmel. Da gäbe es nämlich den
a) Gemeinen Kiwii-Schimmel. Es bilden sich lustige, kleine, grüne Härchen auf der Kiwi.
b) Schwarzes-Loch-Kiwi-Schimmel. Aus einem bläulichen Fleck auf der Kiwi wird ein schwarzes, matschiges Loch, das, wenn man es versehentlich berührt, aufplatzt und den ganzen Kiwi-Matsch auf den Händen verteilt. Lecker!
c) Grünes-Moos-Schimmel. Der Schimmel ähnelt grünem Moos auf einer haarigen Wiese.
d) Freundschafts-Schimmel. Die Kiwi bildet weiße, spinnenwebähnliche Schimmelfäden und verbindet sich mit den Nachbar-Kiwis der Kistem wodurch sie dann aneinander hängen wie Siamesische Zwillinge ^^
e) Glibber-Schimmel. So richtig konnte ich diesen Schimmel noch gar nicht ergründen. Und ganz ehrlich: das möchte ich auch gar nicht. Denn der Glibber-Schimmel ist, meiner Meinung nach, der widerlichste von allen! Er kommt dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet. Und vor allem kommt er ohne Ankündigung. Die Glibber-Schimmel-Kiwis verstecken sich am liebsten hinter den gesunden, sodass man meist direkt in das Glibberige fasst und dann vor Ekel gar nicht weiß,  ob man lachen oder weinen soll. Hach ja, Schimmel ist schon etwas Schönes. Ich werde niemalswieder normal Kiwis essen können :D Aber warum mache ich das? Genau. Damit ihr zu Hause disese fisesen Schimmelarten gar nicht erst in eurem Kiwieinkauf entdecken müsst! :) Aber durch meine Arbeit bei DMS habe ich mich auch mit einigen Verarbeitungsvarianten von Kiwis und Avocados beschäftigt.
Kiwiwodka:
Man nehme den Saft von ca. 10 gepressten Kiwis und mische diesen mit Wodka bzw. man spritze mit einer ganz normalen Spritze den Wodka in die Kiwis und esse dann die Kiwis. Eine super Idee für eine süffige Party von Kiwiliebhabern.
Guacamole:
Man matsche das "Fruchtfleisch" zweier reifer Avocados mit Salz, Pfeffer, einer halben Knoblauchzehe, einem Schuss Zitronensaft und wahlweise einer halben Tomate. Dazu Tortillas oder Nachos - fertig! :)

  Aber auch von unserer Zeit im Hostel könnte ich Bücher schreiben. Von heimlichen Essensdieben, von der doofen Idee mit den Karaoke-Singen, vom ständig betrunkenen Hostelmanager, von seiner "jung gebliebenen" Frau, von der inoffiziellen Hostelhymne (http://m.youtube.com/results?q=animals&sm=3), von Trinkeinlagen, von Hostelgängen zum Strand oder Kino und von Barbeques an Wochenenden. Die Zeit war wunderschön, ich werde das alles vermissen...

Samstag, 26. Oktober 2013

Tauranga Arts Festival

10 Tage und 10 Nächte steht ab sofort alles im Zeichen der Kunst - ob Musik, Tanz, Malerei, Rhetorik oder Mode; für jeden ist etwas dabei. Hier ein paar kleine Eindrücke aus unserem verlängerten Labour Weekend :)

Freitag, 25. Oktober 2013

Da sind wir wieder... :)

Sooo, ihr lieben Leute! Jetzt habe ich endlich mal Zeit, euch von meinen zwei ereignisreichen Wochen zu berichten. Ich war dabei stehen geblieben, wie Lisa, Stephan und ich aus einem Flugzeug sprangen. Aber nach dem Nervenkitzel folgte wieder der Alltag. Unsere fünfte Woche als Au Pairs bei der Familie Castle brach an. Am Montag wurde die Lisa allerdings krank, sodass ich für uns beide arbeiten musste. Aber meine Arbeitswoche sollte nicht allzu lang werden. Am Mittwoch Abend verkündeten wir der Familie, dass wir den Job kündigen wollten. Und das aus einem guten Grund; als wir dem Job schon zugesagt hatten, wurde uns von dem Vater erzählt, die Kinder hätten Läuse. Wir müssten uns aber nicht sorgen; die Angelegenheit wäre in einer Endphase und wir sollten einfach darauf achten, jeden Tag unsere Haare zu waschen. Zu dieser Zeit war mir das Ganze schon sehr unangenehm. Läuse sind immerhin das Letzte, das man während seiner Reise mit sich herum tragen möchte. Aber wir sorgten u s nicht allzu sehr darüber. Noch nicht. Die Wochen vergingen und es geschah nichts. Auch wenn Lisa und ich das Thema immer wieder ansprachen und die Kinder auch mit einem Mittel behandelten, fanden wir immer wieder neue Nissen auf den Köpfen der Kinder. Die Eltern nahmen die Angelegenheit anscheinend noch nicht einmal halb so ernst wie wir. Schon sehr früh machten Lisa und ich uns aus: finden wir auch nur eine Laus bei uns, gehen wir. Sofort. Und der Tag kam leider auch. Am Dienstag Abend nach unserem Taupo-Wochenende fand Lisa eine Laus auf meinem Kopf und ich eine bei ihr. Somit stand für uns fest: wir gehen. Wir hatten uns sowieso nie sehr willkommen und wohl gefühlt. Manchmal wurde mit uns geredet wie mit kleinen Kindern, die Eltern hatten sich nie für uns interessiert und wir fühlten uns mehr wie niedere Arbeitskräfte als Familienmitglieder. Am nächsten Abend kündigten wir also. Und plötzlich zeigte die Gastmutter ihr wahres Gesicht. Wir seien sehr egozentrisch,  seien ihr eh nie eine große Hilfe gewesen (die Woche davor hatte sie noch geweint und sich dafür entschuldigt,  dass sie sich bisher noch nie für unsere große Hilfe bedankt hatte) und wir sollten doch bitte gleich morgen gehen - selbstverständlich könnten wir nicht so lange bleiben, bis wir etwas Neues gefunden haben. Und das war der Moment, in dem ich mir 100% ig sicher war, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, den Job zu kündigen. Mehr erleichtert als betrübt packten wir noch am selben Abend unsere Rucksäcke, um dann am nächsten Morgen abzureisen. Die Abreise verlief dann aber anders als erwartet. Wir waren gerade aufgestanden und hatten uns angezogen, da klopfte die Gastmutter an unserer Tür. Sie habe da noch eine Rechnung für uns, sagte sie. Das fanden wir sehr komisch. Sie schuldete uns doch noch Geld. Lisa wartete noch auf ihren Gehalt von letzter Woche, mir schuldeten sie noch einen großen Betrag durch Tanken und diverse Einkäufe sowie meinen Gehalt von anderthalb Wochen. So genau und bürokratisch, wie unsere Gastmutter war, gab sie uns eine Liste von unseren letzten Arbeitsstunden, meinen Tankrechnungen sowie einer Rechnung für eine zweiwöchige Day Care in Höhe von fast $1000. Da wir früher gingen als abgemacht, so verkündete sie uns, seien wir ihr schuldig, die Day Care zu bezahlen, die sich statt unser um die Kinder kümmere, bis sie ein neues Au Pair Mädchen gefunden habe. Lisa und mir klappte die Kinnlade herunter. Damit hatten wir beide nicht gerechnet. Es war nie die Rede davon gewesen, dass bei vorzeitiger Abreise solche Kosten auf uns zukämen. Wir hatten auch nie einen Vertrag gehabt, der so etwas festlegte. Diskutieren half auch nicht - wir sollten unser Geld, das sie uns schuldete, nicht bekommen. Ganz im Gegenteil - wir sollten ja noch etwas bezahlen. Sprachlos und wütend verließen wir das Haus der Castles ohne ein Wort des Abschieds. Wir kamen erst einmal im YHA Tauranga unter. Dort trafen wir auch auf offene Ohren für unser Problem und wir wurden zu einer Anwältin geschickt, die uns vielleicht helfen könnte. Sie beschäftige sich auch sehr intensiv mit unserem Fall und versprach uns, dass wir unser Geld zurück bekämen. Noch besser sogar; wir hatten einen Anspruch auf einen Mindestlohn, der uns nicht bezahlt wurde. Unsere Situation war also doch nicht so aussichtslos. Es sollte allerdings 3-4 Wochen dauern, um den Fall und die Rechtslage zu prüfen. Aber nach jedem Regentag kommt folglich wieder der Sonnenschein. Schon kurze Zeit nach unserem Auszug aus dem Amerikanderhaus fanden wir ein Hostel hier in Tauranga, das uns einen Job in einem Kiwi- und Avocadopackhaus von Apata vermitteln konnte. Wir glücklichen. Das Apple Tree Backpackers ist zwar kleiner, um einiges dreckiger und enger als das YHA, in dem wir zuvor waren, aber wir bezahlen auch deutlich weniger Geld für die Unterkunft und alles ist viel familiärer. Der Besitzer ist ursprünglicher Samoanerund voll entspannt. An unserem Ankunftstag, dem Samstag, war er bereits um halb sechs Uhr abends betrunken, seine Frau, eine ehemalige Grundschullehrerin, putzt (nicht gerade gründlich) ungefähr einmal die Woche in ihren hochhackigen Schuhen das Hostel und fast jedes Wochenende gibt es, ob mit oder ohne Grund, eine Party im Hinterhof mit Musik, Sushi und Karaoke. Die Bewohner sind zu 80% deutsch, aber man versteht sich gut und versucht, sich auch mit den Nicht-Deutschen (welche aus drei Franzosen, zwei Asiaten und einer Amerikanerin bestehen) zu verständigen. Am Sonntag fuhr das gesamte Hostel an den Mount Maunganui Beach und genoss den sonnigen Tag. Da Neuseeland geografisch gesehen sehr nahe am Ozonloch liegt und die Ozonschicht hier ziemlich dünn ist, ist die Sonne sehr aggressiv. Dadurch ist Neuseeland auch das Land mit der größten Hautkrebs-Rate. Man muss echt aufpassen, dass man immer genügend eingecremt ist - ein Sonnenbrand kann hier sehr gefährlich werden. So leichtsinnig, wie kleine Mädchen wie ich nunmal aber sind, cremte ich mich überall ein, nur am Bauch nicht. Mein Experiment, mir von Lisa einen Sonnencreme-Handabdruck auf dem Bauch machen zu lassen, brachte mir am Ende dieses Tages auch die Erkenntnis, dass man sich unbedingt eincremen muss; ihre Hand war auf meinem Sonnenbrand klar und deutlich zu sehen (Achtung, bitte nicht nachahmen. Neuseeländischer Sonnenbrand kann schmerzhaft sein :/ ). Am Montag, unserem ersten Arbeitstag, wurden wir in das große Geheimnis des Kiwisortierens eingeführt. Die Kiwipflücksaison findet um den April herum statt. Danach werden die Kiwis sortiert, verpackt und in Kühllager gebracht, wo sie bis zum Oktober verweilen, um dann noch einmal sortiert, verpackt und ins Ausland verschifft zu werden. Und dort begann unsere Arbeit:   Man steht an einem Laufband, bekommt eine Kiste voller Kiwis und sortiert die schlechten aus. Dazu nimmt man beide Enden der Kiwi in Daumen und Zeigefinger, sucht nach Druckstellen, rollt sie dann über die Handfläche und tastet sie nach weichen Stellen ab. Ist eine Kiwi weich oder besitzt kleine Druckstellen, fällt sie schon unter den Begriff "schlecht" und wird aussortiert. Es braucht ein wenig Übung, herauszufinden, welche Kiwi zu weich ist und welche gut genug, um den 6-wöchigen Weg nach Europa bzw. den 3-wöchigen Weg nach Asien zu überstehen, ohne zu faulen. Man muss sehr gründlich und schnell arbeiten, um den Anforderungen gerecht zu werden. Deswegen wurde unsere Arbeit anfangs noch von einem Supervisor gecheckt. Leider war dieser nicht zufrieden mit uns uns "degradierte" uns schon nach zwei Stunden in die Avocadoabteilung. Ich fühlte mich wie ein Versager :D Allerdings machte mir die Arbeit im Avocadopackhaus dann mehr Spaß; man steht wieder an einem Laufband und vor sich hat man einen leeren Karton, den man mit Avocados füllen muss, die einem aus einer Öffnung des Laufbands förmlich entgegen geschleudert werden. Es ist keine sehr anspruchsvolle Arbeit, allerdings denkt man nach 9 Stunden am Laufband Stehen, auf große, weiße Lagerhallenwände Starren und im Akkord Avocados Einsortieren, man müsse sterben. Aber der Zweck heiligt die Mittel; jede Stunde Arbeit bedeutet $13,75 Brutto. Man lernt, dankbar dafür zu sein, den ganzen Tag an einem blöden Laufband zu stehen und blöde Avocados einzusortieren. Man ist aber auch dankbar darüber, diesen Job nicht bis ans Ende seiner Tage ausüben zu müssen. Mein persönlicher Traumjob wäre es nicht, aber ich bin froh, diese Erfahrung machen zu können. Zudem sind die Haarnetze, die man aus hygienischen Gründen tragen muss, einfach unschlagbar fesch ^^ Und man darf sich die aussortierten Avocados und Kiwis mit nach Hause nehmen.   Jetzt haben wir erst einmal bis einschließlich Montag frei; es ist Labour Weekend. Lisa und ich haben schon Kiwisaft und Kiwieis gemacht, morgen backen wir Brot - endlich wieder selbst gemachtes, deutsches Brot! *_* Ich hoffe, euch geht es gut und wir hören uns bald wieder. Bis dahin, tüdelü :)

Sonntag, 13. Oktober 2013

Über den Wolken...

...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint,
Plötzlich nichtig und klein.

Jeder kennt bestimmt das Lied von Reinhard Mey. Es verfolgte mich das gesamte Wochenende. Unser Plan war eigentlich ganz einfach. Wir wollten nach Taupo fahren und ein bisschen Action erleben. Und schon waren auch drei Betten im YHA gebucht.
Für Samstag hatten wir das Tongariro Alpine Crossing  angesetzt. Dies ist ein ca. 19,4km Wanderweg, der durch den Tongariro National Park führt und einen ganze Tag in Anspruch nimmt. Man kann dabei aktive Vulkankrater, thermale Ströhmungsöffnungen, blaue Seen, Urwälder und - für mich sehr reizend - den Mt Ngauruhoe (auch als Mount Doom bekannt), der den Machern von Herr der Ringe als Schicksalsberg diente. Das Tongariro Alpine Crossing ist also ein Muss für jeden, der Abenteuer liebt. Allerdings müssen die Wetterbedingungen auch gut sein, denn es ist sehr gefährlich, bei Regen oder starkem Wind den Walkway in den großen Höhenlagen zu wagen. Und natürlich hatten wir kein Glück mit dem Wetter. Es hatte sich Regen angekündigt...
Was macht man also bei schlechtem Wetter in einer Stadt, die man größtenteils schon kennt? Genau. Man besucht alte Bekannte! Erinnert ihr euch noch an Trish? Die Lady, die ihren Ehemann verloren hatte und der wir dabei geholfen hatten, ihr Haus wieder auszumisten? Wir trafen uns mit ihr und ihrer neuen Helferin in einem Café und erzählten uns gegenseitig, was wir bisher so erlebt hatten. Wie sehr hatte ich diese Frau vermisst! Aber das war nicht das einzige, was wir an dem Tag noch machten. Es ging zu Craters of the Moon (eine Kraterlandschaft, hervorgerufen durch unterirdische, thermale Aktivitäten) und zu den Aratiatia Rapids (mehrere Male am Tag wird Wasser aus dem Aratiatia Lake gelassen und die dahinter liegenden Rapids geflutet - ein echtes Spektakel!). Der Tag war also keine Verschwendung, auch wenn wir nicht unseren ursprünglichen Plan in die Tat hatten umsetzen können.

Aber nach jedem "schlechten" Tag kommt auch ein Morgen. Und für diesen Tag, den Sonntag, hatten wir etwas ganz Besonderes Augenmerk geplant. Ihr könnt es euch schon denken. Die Rede ist von Skydiving, Fallschirmspringen. Taupo ist sehr bekannt dafür, dass man dort Fallschirmspringen kann.man wird in 3000-5000m Höhe uber dem großen Lake Taupo aus einem Flugzeug geworfen und landet dann nach gewisser Zeit auf einer Wiese nahe des Airports. Klingt doch schonmal spannend. Bis es aber endlich losgehen konnte, mussten wir vier Stunden warten. Der Wind war einfach zu stark für einen Sprung. Gegen vier Uhr nachmittags ging es dann aber endlich los. Wir bekamen rote Ganzkörperkondome angezogen, Mützen, Geschirre und Schwimmwesten umgeschnallt und einen Profi zugewiesen, der uns während unseres Sprunges begleiten, beschützen, führen und fotografieren sollte. Es ging alles so schnell. Kaum saßen alle im Flieger, hob er auch schon ab und wir flogen den Wolken entgegen. Mein Guide hieß Brad und er meinte, mir die ganze Zekt Angst machen zu müssen. Haha. Der Doofe. Aber mal ehrlich, der Kerl war richtig nett. Bei 12000 ft, das sind umgerechnet 3657.6m, stoppte dann das Flugzeug und immer paarweise fielen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, aus den Wolken.
Dieses Gefühl kann man kaum beschreiben. Ca. 20sec im freien Fall hat man nicht einmal die Gelegenheit, Angst zu entwickeln. Man ist einfach überwältigt von der Geschwindigkeit des Fluges, von der Schönheit der Welt unter einem und dem Wind, der einem die Haut aus dem Gesicht drückt (was auf Bildern, so musste ich später feststellen, dann ziemlich bescheuert aussieht! :D). Bei 5000ft, 1524m, öffnete Brad dann den Fallschirm und wir glitten langsam dem Boden entgegen, über uns Sonne und Wolken, unter uns der Lake, auf dem die Sonne Lichtspiele zauberte, und die Stadt Taupo. Alles war so klein und unbedeutend, dass es einem den Atem verschlug.
Leider sehr unelegant war dann unsere Landung. Brad und ich, noch aneinander fest gekettet, taumelten herum wie ein paar betrunkene Marienkäfer. Aber der Adrenalinschub bewirkte, dass es einem nicht peinlich war, und so lächelten wir alle noch einmal überglücklich in die Kameras.
Danke, Taupo Tandem Skydiving, für die netten Mitarbeiter, das viele Geld, was ich lassen musste und dieses unvergessliche Erlebnis!