...muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man,
Blieben darunter verborgen und dann
Würde, was uns groß und wichtig erscheint,
Plötzlich nichtig und klein.
Jeder kennt bestimmt das Lied von Reinhard Mey. Es verfolgte mich das gesamte Wochenende. Unser Plan war eigentlich ganz einfach. Wir wollten nach Taupo fahren und ein bisschen Action erleben. Und schon waren auch drei Betten im YHA gebucht.
Für Samstag hatten wir das Tongariro Alpine Crossing angesetzt. Dies ist ein ca. 19,4km Wanderweg, der durch den Tongariro National Park führt und einen ganze Tag in Anspruch nimmt. Man kann dabei aktive Vulkankrater, thermale Ströhmungsöffnungen, blaue Seen, Urwälder und - für mich sehr reizend - den Mt Ngauruhoe (auch als Mount Doom bekannt), der den Machern von Herr der Ringe als Schicksalsberg diente. Das Tongariro Alpine Crossing ist also ein Muss für jeden, der Abenteuer liebt. Allerdings müssen die Wetterbedingungen auch gut sein, denn es ist sehr gefährlich, bei Regen oder starkem Wind den Walkway in den großen Höhenlagen zu wagen. Und natürlich hatten wir kein Glück mit dem Wetter. Es hatte sich Regen angekündigt...
Was macht man also bei schlechtem Wetter in einer Stadt, die man größtenteils schon kennt? Genau. Man besucht alte Bekannte! Erinnert ihr euch noch an Trish? Die Lady, die ihren Ehemann verloren hatte und der wir dabei geholfen hatten, ihr Haus wieder auszumisten? Wir trafen uns mit ihr und ihrer neuen Helferin in einem Café und erzählten uns gegenseitig, was wir bisher so erlebt hatten. Wie sehr hatte ich diese Frau vermisst! Aber das war nicht das einzige, was wir an dem Tag noch machten. Es ging zu Craters of the Moon (eine Kraterlandschaft, hervorgerufen durch unterirdische, thermale Aktivitäten) und zu den Aratiatia Rapids (mehrere Male am Tag wird Wasser aus dem Aratiatia Lake gelassen und die dahinter liegenden Rapids geflutet - ein echtes Spektakel!). Der Tag war also keine Verschwendung, auch wenn wir nicht unseren ursprünglichen Plan in die Tat hatten umsetzen können.
Aber nach jedem "schlechten" Tag kommt auch ein Morgen. Und für diesen Tag, den Sonntag, hatten wir etwas ganz Besonderes Augenmerk geplant. Ihr könnt es euch schon denken. Die Rede ist von Skydiving, Fallschirmspringen. Taupo ist sehr bekannt dafür, dass man dort Fallschirmspringen kann.man wird in 3000-5000m Höhe uber dem großen Lake Taupo aus einem Flugzeug geworfen und landet dann nach gewisser Zeit auf einer Wiese nahe des Airports. Klingt doch schonmal spannend. Bis es aber endlich losgehen konnte, mussten wir vier Stunden warten. Der Wind war einfach zu stark für einen Sprung. Gegen vier Uhr nachmittags ging es dann aber endlich los. Wir bekamen rote Ganzkörperkondome angezogen, Mützen, Geschirre und Schwimmwesten umgeschnallt und einen Profi zugewiesen, der uns während unseres Sprunges begleiten, beschützen, führen und fotografieren sollte. Es ging alles so schnell. Kaum saßen alle im Flieger, hob er auch schon ab und wir flogen den Wolken entgegen. Mein Guide hieß Brad und er meinte, mir die ganze Zekt Angst machen zu müssen. Haha. Der Doofe. Aber mal ehrlich, der Kerl war richtig nett. Bei 12000 ft, das sind umgerechnet 3657.6m, stoppte dann das Flugzeug und immer paarweise fielen wir, im wahrsten Sinne des Wortes, aus den Wolken.
Dieses Gefühl kann man kaum beschreiben. Ca. 20sec im freien Fall hat man nicht einmal die Gelegenheit, Angst zu entwickeln. Man ist einfach überwältigt von der Geschwindigkeit des Fluges, von der Schönheit der Welt unter einem und dem Wind, der einem die Haut aus dem Gesicht drückt (was auf Bildern, so musste ich später feststellen, dann ziemlich bescheuert aussieht! :D). Bei 5000ft, 1524m, öffnete Brad dann den Fallschirm und wir glitten langsam dem Boden entgegen, über uns Sonne und Wolken, unter uns der Lake, auf dem die Sonne Lichtspiele zauberte, und die Stadt Taupo. Alles war so klein und unbedeutend, dass es einem den Atem verschlug.
Leider sehr unelegant war dann unsere Landung. Brad und ich, noch aneinander fest gekettet, taumelten herum wie ein paar betrunkene Marienkäfer. Aber der Adrenalinschub bewirkte, dass es einem nicht peinlich war, und so lächelten wir alle noch einmal überglücklich in die Kameras.
Danke, Taupo Tandem Skydiving, für die netten Mitarbeiter, das viele Geld, was ich lassen musste und dieses unvergessliche Erlebnis!
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