Dienstag, 18. März 2014

Heading South - Oamaru

Nach zwei Monaten Arbeit in der Muschelfabrik hatte ich endlich genug Geld zusammen gespart, um einen Monat lang um die Südinsel reisen zu können. Lisa war schon eine Woche vor mir nach Christchurch losgezogen. Ihre Mama und ihre Schwester hatten sich drei Wochen frei genommen, um sie in Neuseeland zu besuchen. Ab dem 15. Februar fuhr ich also nach Christchurch, wo wir uns trafen, um weiter nach Oamaru zu fahren. Oamaru ist keine besonders große Stadt drei Stunden südlich von Christchurch, welche im Victorianischen Stil erbaut wurde und die die Besonderheit hat, dass man dort zwei verschiedene Pinguinkolonien, nämlich Gelbaugenpinguine und Blaue Pinguine finden kann. Gelbaugenpinguine kommen in den Sommermonaten zur Abenddämmerung vom Meer, auf dem sie den ganzen Tag geschwommen sind (zB. um Nahrung zu finden), an den Strand, wo sie ihre Nester aufsuchen. An guten Tagen kann man gegen neun Uhr Abends sechzig Pinguine beobachten. Wir hatten anscheinend keinen guten Tag erwischt. EIN EINZIGER Pinguin ließ sich blicken! Ganz gemächlich watschelte er am Strand entlang, an Algen und faulen Seerobben vorbei. Abends kamen wir dann in unserer Bleibe an - dem Chillerwhile, einem Hostel voll von Künstlern und deren Werken. Wir blieben eine Nacht dort und machten uns am nächsten Tag, nachdem wir uns die Stadt ein wenig angesehen hatten, auf nach Dunedin...

Samstag, 25. Januar 2014

Ab in den Süden!

  Es ist ein warmer, sonniger Tag in Blenheim. Du gehst zum Burger King über die Straße, um das freie WiFi zu nutzen. Du genießt die leichte Sommerbrise, ziehst - eher unfreiwillig - die frische Fastfoodluft ein und hast nichts Böses im Sinne...und plötzlich passiert es. Das Haus knackt, der Tisch wackelt, sogar der Boden bewegt sich unter deinen Füßen. Kurz überlegst du noch in deiner Verwirrung,  ob du vielleicht in Panik geraten solltest, dann ist es auch schon vorüber.
Ja, das war ein Erdbeben.
Stärke 4,7.
So etwas passierte uns gleich in unserer ersten Woche auf der Südinsel. Erst in so einem Moment wie diesem wird einem klar, wie gefährlich man in Neuseeland überhaupt lebt.
Aber nicht nur von diesem Erlebnis muss ich berichten. Wir lebten nun schon seit ein paar Tagen in der Koanui Lodge, einem zentral gelegenen Hostel in Blenheim, als mal wieder unter Beweis gestellt wurde, wie naiv ich eigentlich bin. Mein Tablet musste dringend geladen werden und da es in unserem Schlafzimmer derzeit keine freien Steckplätze gab, lud ich es eben im Waschraum direkt nebenan. Blöd war nur, dass an diesem Abend eine kleine Hostelparty stieg, mit viel Alkohol und einigen Besuchern aus anderen Hostels. Noch blöder war es dann, dass ich einschlief und vergaß, mein Tablet aus dem waschraum zu holen. Also stand ich am nächsten Morgen auf, putzte mir im Waschraum die Zähne und dachte mir noch: 'Oh, meine Tablettasche!'. Erst dann merkte ich allerdings, dass sie leer war. Jemand hatte mein Tablet gestohlen. Keiner der verkaterten Hostelbewohner wusste etwas über den Verbleib meines Tablets. Und trotz installierter App konnte ich es auch nicht mit meinem Handy orten. Ich war schon fast einer Verzweiflung nahe, da fiel Lisa ein, dass es ja überall im Hostel Kameras gab. Also musste der Dieb ja theoretisch gefilmt worden sein. Und nach ein paar Minuten des Durchstöberns des Filmmaterials fanden wir tatsächlich den Übeltäter: kurz nach ein Uhr nachts kam ein Junge mit Cappi ganz selbstbewusst aus dem Waschraum stolziert, in seiner Hosentasche ein auffällig großes Rechteck. Wir machten ihn in einem anderen Hostel in Blenheim ausfindig und sein room mate brachte mir noch am selben Tag mein Tablet zurück. Meine ganzen Einstellungen waren zwar zurück gestellt worden, aber immerhin hatte ich es wieder bekommen. Glück im Unglück gehabt :)  

Schon kurz darauf hieß es dann, endlich wieder Geld zu verdienen.  In Blenheim sind eigentlich die meisten Hostels sogenannte working hostels. Sie sorgen also dafür, dass man irgendwo in der Umgebung einen Job bekommt, solange man auch in dem Hostel bleibt. Und so kamen wir auf den Vineyard. Blenheim ist nämlich eine der Weinregionen schlechthin. Fährt man durch die Region Malborough, sieht man, umgeben von mit Nadelwald bewachsenen Bergen, Weingute, soweit das Auge reicht.  Dort gibt es fast das ganze Jahr etwas zu tun. Wir hatten zum Beispiel die Aufgabe, die Drähte, die die Weinreben aufrecht halten, höher zu spannen, da die Pflanzen im Wachstumsprozess waren. Das nennt sich dann wirelifting und ist für ein Mädchen ziemlich anstrengend. Die Reihen der Weinreben scheinen kein Ende zu nehmen, man muss einen Hut tragen, um einem Sonnenstich vorzubeugen, sich eincremen, weil man ansonsten Sonnenbrand bekommt und am besten auch Musik hören, damit man den Arbeitstag, der, abhängig vom Arbeitgeber, aus 7-12 Stunden besteht, überlebt. Dazu kommt, dass Vineyards regelmäßig mit Insektiziden besprüht werden und am Ende des Arbeitstages die Kleidung nicht nur durch die Pflanzen zerrissen ist, sondern auch ganz furchtbar stinkt. Manche Backpacker halten es, wenn sie tapfer sind, 3-8 Wochen auf dem Vineyard aus. Lisa und ich schafften es gerade so drei Tage :D Ich reagierte nämlich allergisch auf die herumfliegenden Pollen und kam jeden Tag mehr tot als lebendig zurück ins Hostel.
Aber durch die Arbeitsagentur OPT4 fanden wir schnell einen neuen Job: Nachtschicht in einer Muschelfabrik. Sanford's mussel factory liegt in der Welthauptstadt der Grünschalenmuschel - Havelock. Dort wurde übrigens auch die Flussszene mit den Weinfässern im Hobbit 2 gedreht! :) Wir arbeiten Montags bis Freitags von 16:30 bis 02:30 Uhr. Zu unserer Arbeitskleidung gehören ein weißes T-Shirt, eine weiße Hose (was eher an Kleidung einer Krankenschwester erinnert), ein Haarnetz, darüber Ohrschützer (manchmal mit Radioempfang, was einem den Arbeitstag von 10h deutlich erleichtert), Gummihandschuhe, Gummistiefel und eine weiße Gummischürze. Am Ende des langen und mühsamen Ankleidungsprozesses sieht man dann aus wie ein Teletubby, der als Schlachter arbeitet. Dazu kommen gefühlte tausend Hygienemaßnahmen, wie zum Beispiel Hände waschen, Gummistiefel putzen und der häufige sowie sorgsame Gebrauch des allseits beliebten und uuuunheimlich gut riechenden Sanitisers (dieser Geruch ist, entgegen allen Erwartens, schlimmer als der der Muscheln selbst!). Hat man es dann endlich durch alle Hygienezonen geschafft, kommt man endlich an seinen eigentlichen Arbeitsplatz. Lisa arbeitet im Erdgeschoss im Grading Room. Dort kommen die bereits gekochten und geöffneten Muscheln auf ein Fließband, wo die Lisa schon sehnsüchtig auf sie wartet, um ihre Bärte (so nennt man die grünen Härchen einer Muschel, die man nicht essen kann) abzuzupfen (das nennt man dann grading) und leere Muschelschalen auszusortieren. Daraufhin werden sie eingefroren und kommen circa 20 Minuten später bei mir im Packroom an. Dort muss man, wie der Name "Packroom" schon sagt, die durch eine Maschine eingetüteten Muscheln in kleine Pappboxen verpacken, diese dann wiederum in große Kartons, sie etikettieren und verschicken. Das hört sich ganz schön langweilig an. Ist es auch. Aber zum Glück kann man ja Radio hören. Ich denke immer an die Ironie des Schicksals, wenn ich dieses eine Lied mit dem Text "it feels like we can do this all night" höre. Und aus dem Lied "eat, sleep, rave, repeat" wird "eat, sleep, grade, repeat". Essen, schlafen, graden und alles wiederholen. Da wird man doch gleich noch motivierter! Meine Leidensgenossen lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Supervisor und Untergeordnete. Meine Supervisorin, Bex, ist eine sehr einschüchternde Frau. Nicht nur dadurch, dass sie in etwa doppelt so breit ist wie ich (ohne oberflächlich klingen zu wollen!), sondern auch durch den Umstand, dass   1. sie zu unserer Begrüßung meinte, sie hasse Deutsche, 2. kein Tag vergeht, an dem sie mich nicht anschreit oder wie eine Dumme behandelt und 3. sie 10h lang einen unheimlich bösen Gesichtsausdruck machen kann. Manchmal philosophiere ich während der Arbeit darüber, wie viel Energie es doch kosten muss, sooo böse zu gucken. Ich habe es selbst schon ausprobiert. Ich war danach richtig müde. Das kann nur das Produkt jahrelanger Übung sein. Aber auch sie muss unter der harten Schale einen weichen Kern haben. Ich habe sie schon des öfteren dabei ertappt, wie sie ganz gefühlvoll und ein bisschen schief zu dem Lied "I see fire" von Ed Sheeran sang. Die andere Gruppe besteht aus circa 16 Leuten von überall her. Chile, Columbien, Neuseeland, Vietnam, Frankreich, Indien und Deutschland. Und mit der Zeit wuchsen mir diese Menschen immer mehr ans Herz. Sie stehen nicht nur steif am Band, arbeiten und bemitleiden sich selbst, sondern machen Wettbewerbe, wer am schnellsten oder originellsten packen kann, singen und tanzen ganz laut zu den Liedern im Radio und spielen sich gegenseitig Streiche. Letztens war ich das Opfer. Mir wurde Eis in das T-Shirt gesteckt, ich wurde mit den Lufttrocknern angepustet, mir wurden leere Kartons getarnt als volle zugeworfen, ich wurde fast zu Tode erschreckt und natürlich wurde immer ganz viel auf meine Kosten gelacht. Aber das ist gar nicht schlimm. Das nächste Mal sind sie selbst dann wieder dran :)  

Mitte Dezember fanden wir zufällig ein Auto, das zum Verkauf stand. Endlich konnten wir also einen alten Ford Laser von 1994 unser Eigen nennen! :)
Über Weihnachten und Silvester bekamen wir dann zwei Wochen frei. Und wie Lisa und ich nun einmal sind, sollten sowohl Weihnachten als auch Silvester nicht gewöhnlich werden. Lisa hatte durch einen kleinen Kellnerjob ein Ehepaar aus Blenheim kennen gelernt, die uns spontan zum Weihnachtsessen bei ihnen zu Hause einladen wollten. Wir nahmen dankend an, machten uns hübsch, kauften ein kleines Present und fuhren dann, schon viel später als zum eigentlich verabredeten Zeitpunkt, zu der Adresse, die uns gegeben wurde. Lisa rief sie an, dass wir nun endlich da seien, worauf der Mann sie nur fragte: "Du weißt aber schon, dass das Weihnachtsessen erst am 25., also morgen, ist?" Wir wussten nicht genau, ob wir vor Scham lachen oder weinen sollten. Und so verbrachtem wir unseren Heiligabend im Hostel bei Share Dinner und kleinem Wichteln, was auch sehr nett war. Am nächsten Tag sollte das Weihnachtsessen aber wirklich stattfinden. Als der nächste Tag allerdings hereinbrach, machte sich der Kater vom Abend zuvor bemerkbar und wir trauten uns nicht, in diesem Zustand an dem Essen teilzunehmen. Deswegen fuhren wir mit den anderen Hostelbewohnern an die Whites Bay und genossen unser neuseeländisches Weihnachtsfest am Strand. Zwar mit Kater, dafür aber mit Sonne statt Schnee und Kälte :)
Am 26.12.2013 ging es für uns nach Kaikoura. Dort, so hatten wir geplant, wollten wir Silvester feiern. Kaikoura liegt etwa 2 Stunden  nördlich von Blenheim und ist für seine Robben, Delfine und Wale bekannt. Schon allein die Fahrt dorthin war wunderschön. Irgendwann hielten wir spontan an, um uns die Landschaft anzusehen und fanden zufällig eine Robbenkolonie mit unzähligen Jungtieren. Aber das sollte unser schönstes Erlebnis in Kaikoura werden; die nächsten vier Tage regnete es wie aus Eimern. Wir konnten nichts anderes tun als im Hostel zu sitzen und unsere Reiseroute um die Südinsel zu planen. Als sich die Wetterlage am 29.12. noch nicht gebessert hatte, flohen wir förmlich zurück in den nördlichen Teil der Südinsel - Nelson. Dort regnete es zwar auch noch ab und zu, allerdings gab es mehr zu unternehmen.
Am 31.12. gingen wir fein im Stadtzentrum Sushi essen, tranken danach mit ein paar Mädchen im Hostel Wein und feierten in einem Club in das neue Jahr hinein. Schon komisch, wenn die Lieben zu Hause zum gleichen Zeitpunkt noch das alte Jahr ausklingen lassen ^^ Ein richtiges Weihnachts- oder Neujahrsgefühl war allerdings nie aufgekommen, da es, trotz des Regens, ja trotzdem Sommer war.
[In Nelson trafen wir übrigens ein Mädchen, das die größte Herr-der-Ringe-Phanatikerin war, die ich jemals kennenlernen durfte. Zuerst war sie mir ganz sympathisch. Sie wusste so viel über Tolkiens Werke, hatte nicht nur das Simarillon, sondern auch die Geschichte von Mittelerde gelesen. Gruselig wurde es dann erst, als sie sich den einen Ring beim originalen Schmied in Nelson für $150 kaufte und ihn erst aufsetze, als sie die elbischen zeremonialen Worte gesprochen hatte. Als ich in diesem Moment dachte, dieses Mädchen habe zu oft ein Tolkien-Buch an den Kopf geworfen bekommen, wusste ich allerdings noch nicht, dass sich einige Backpacker den Echtgold-Ring für über $1000 kaufen, dann hunderte Kilometer bis zum Tongariro National Park laufen und ihn in den Krater des Mount Doom werfen, nur, um zu sagen, sie haben den Ring in den Schicksalsberg geworfen!]  

Am 02.01. ging es dann zurück nach Blenheim. Wir buchten uns im Copperbeech Hostel ein, wo auch schon Freunde von uns wohnten. Das Copperbeech gefiel uns sehr gut. Die Waschmaschine war for free, es gab Tee und Kaffe, jeden Tag wurden die Räume gesäubert, wir hatten unser eigenes Bad, die Stimmung war familiär und es gab etliche Angebote von Seiten des Managements, zum Beispiel Pizza Night, Beach Days, Wine Tours, etc. Letztes Wochenende wendete sich das Blatt allerdings. Es begann damit, dass Freitags eine Poker Night war. Gegen Mitternacht lief die Managerin, Svatka, dann plötzlich wutentbrannt durch das Hostel und schrie die Gäste an, sie seien zu laut un dürfen sich weder in der Küche, noch draußen aufhalten. Eine Stunde später saßen wir zu viert noch draußen auf dem Deck, einer las ein Buch, ein anderer drehte sich eine Zigarette und wir sprachen nicht, um niemanden beim Schlafen zu stören. Am darauffolgenden Tag wurden wir dann in das Büro gerufen und uns wurde vorgworfen, wir hätten Ruhestörung begangen (ja, der, der das Buch gelesen hatte, anscheinend auch; bestimmt hatte er seine Seiten zu laut umgeblättert!). Als Strafe, so schlugen Svatka und Vinnie vor, sollten wir uns doch bitte fünf Tage lang um das unabgespülte Geschirr kümmern. Es sei ja extrem egoistisch, so viel Krach zu machen. Und da sie nach einem Feedback fragten, war ich ehrlich. Sieben erwachsenen Menschen, die in diesem Hostel bezahlende Gäste waren, eine Strafe aufzubrummen, mit dem Ziel, sie zu erziehen, war absolut lächerlich. Anscheinend waren die Manager nicht ganz kritikfähig, denn ab diesem Zeitpunkt hassten sie mich. Lisa und ich wurden angeschrien, als wir miteinander Deutsch sprachen, dass das doch hier verboten sei, und bei wichtigen Telefongesprächen, die wir führen mussten, kamen sie einfach so in das Zimmer hinein und saugten ganz lautstark. Mittwoch nachts kamen wir dann einmal von der Nachtschicht nach Hause und rauchten noch draußen eine Zigarette, allerdings flüsterten wir, um nicht wieder als Ruhestörer bezeichnet zu werden. Am nächsten Morgen wachte ich um halb zehn auf, als Vinnie und Svatka das Licht in unserem Zimmer anmachten und meinten: "Check out time is at ten o'clock, then you have to leave the hostel." Sie hätten uns auf der Kamera gesehen, wie wir draußen saßen, was doch nachts verboten sei. Wir hatten eine halbe Stunde, um auszuziehen. Jegliche Diskussionen waren sinnlos. Auch, als wir den Besitzer rufen ließen, wurden wir enttäuscht. Er ließ uns kein einziges Wort sprechen. Also zogen wir aus dem Copperbeech aus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nur einen Grund gesucht hatten, um uns loszuwerden, weil sie uns nicht leiden konnten. Seh das nur ich so, oder haben die beiden keinerlei Führungsqualitäten? Es würde mich freuen, eure Meinung zu diesem Thema zu hören. Haben sie uns begründet rausgeworfen oder findet ihr das auch unfair? Und was ist eure Meinung zu einem Deutsch-Verbot in den Hostels? Jedenfalls wohnen wir mittlerweile im Duncannon, einem größeren Hostel außerhalb von Blenheim. Und am 09.02. ziehen wir auch schon nach Christchurch weiter, um Lisas Mama und Schwester willkommen zu heißen. Darauf freue ich mich schon sehr :) Bis zum nächsten Eintrag,
Tüdelü!

Freitag, 24. Januar 2014

Wellington - Middle of Middle Earth

Hallo, da bin ich wieder - und ich habe euch so viel zu erzählen! Am 01. Dezember verließen wir Tauranga nun endgültig und fuhren nach Wellington. Die Busfahrt dauerte ganze 9 Stunden, war aber trotzdem sehr schön. Auf dem langen Weg in die Hauptstadt Neuseelands kommt man nämlich am Tongariro National Park vorbei (leider waren die Wetterbedingungen nicht so gut gewesen, als wir mit Stephan letztens nach Taupo gefahren waren, um das Tongariro Alpine Crossing zu machen; als wir dann auch noch daran vorbei fuhren, ärgerte ich mich gleich noch mehr darüber). Die Aussicht war einfach atemberaubend (für die Herr-der-Ringe-Fans unter euch: ich habe den Schicksalsberg gesehen!!!)!   Am Abend kamen wir dann in Wellington an - eine Großstadt zwischen mit Bäumen bewachsenen Bergen, am Wasser gelegen, nicht zu hektisch, sehr modern, aber - trotz westlichen Einflusses - irgendwie nicht typisch europäisch. Mit 448.956 Einwohnern ist es nach unserem Empfinden eine eher kleinere Stadt, innerhalb von Neuseeland liegt sie allerdings, nach Auckland, auf Platz zwei der größten Städte Neuseelands. Unseren ersten Tag in Wellington verbrachten wir im Te Papa - Museum of New Zealand. Diese lässt sich eigentlich mit drei Worten beschreiben: riesengroß, hochmodern und eintrittsfrei. Man kann darin eigentlich alles über Neuseeland herausfinden. Flora&Fauna, Geographie, Landwirtschaft, Bevölkerung, Kunst, Kultur und Geschichte. Aufgebaut ist es so ähnlich wie ein riesiges Labyrinth. Hunderte Wege führten einen zu immer neuen Dingen, die es zu erkunden gab. Am nächsten Tag setzten wir unser kleines "Kulturprogramm" fort. Wir nahmen an einer Führung durch das Parlamentsgebäudet teil. Das Parlament besteht aus zwei miteinander verbundenen Gebäuden. Das größere davon ist im Aufbau einem Bienenstock ähnlich,  weswegen es auch "The Beehive" genannt wird. Das Besondere am Parlament ist, dass es erdbebengeschützt ist. Unter der Erde, wo dessen Grundsteine liegen, wurden die Gebäude horizontal durchgeschnitten (jaaa, durchgeschnitten), sodass, im Falle eines Erdbebens, die Gebilde von elastischen Trägern (innen Stahl, außen Hartgummi) gehalten werden und sich die oberen und unteren Gebäudeplatten unabhängig voneinander bewegen können. Sie gleiten einfach aneinander vorbei, wodurch der obere Abschnitt des Gebäudes größtenteils von Eruptionen verschont bleibt. Clever und nötig, so nötig,  dass man es nachgerüstet hat. Denn Neuseeland, so haben wir am Tag zuvor im Museum gelernt, liegt nämlich genau dort, wo sich die Pazifische unter die Australische Kontinentalplatte schiebt und sowohl Erdbeben als auch Vulkanausbrüche hervor ruft. Und das passiert nicht gerade selten. Jeden Tag gibt es in Neuseeland mindestens ein kleines Erdbeben. [Zu dem Zeitpunkt wussten wir natürlich noch nicht, dass wir in genau derselben Woche noch ein Erdbeben erleben würden.] Unser zweiter Kulturtag endete damit, dass wir eine "sculpture tour" durch die Stadt machten, sprich, wir klapperten alle Skulpturen ab, die Wellington zu bieten hatte. Für die Kulturmuffel unter euch: das war viel interessanter, als es sich jetzt vielleicht anhört! ^^ Tag Nummer drei in Wellington brach an und wir erklommen den Mount Victoria. Naja, "erklimmen" ist vielleicht das falsche Wort - "krackseln" passt wohl eher. Der Weg erinnerte mich stark an die steilste Straße der Welt, welche zufälligerweise auch in Neuseeland liegt. Aber der Aufwand lohnte sich. Die Aussicht war einfach wunderschön :) Als krönender Abschluss unseres Hauptstadtaufenthalts wartete noch eine Herr der Ringe Movie Tour auf uns. Im Wald des Mount Victoria besuchten wir Drehsets, stellten Szenen nach und fuhren danach in die Weta Caves, wo die Filme zusammengestellt wurden. Wir sahen Peter Jacksons Studios und fanden heraus, dass Weta die zweitbeste Filmproduktionsgesellschaft der ganzen Welt ist! Weta produzierte unter anderem King Kong, District 9, Avatar, Tim und Struppi (heißt auf Englisch Tin Tin :D), Herr der Ringe und den Hobbit.   Wusstet ihr, dass die Szene von Bree, dem Dorf, in dem Frodo und seine Gefährten Zuflucht suchen, in einer ehemaligen Sporthalle in Wellington errichtet wurde? Es dauerte sage und schreibe 3 Monate, das Dorf aufzubauen. Letztendlich wurde einen Tag darin gedreht und nur ein paar Minuten Filmmaterial verwendet. Danach wurde das gesamte Dorf nieder gerissen und aus der Halle wurde eine Grundschule. Die Szenen innerhalb von Beutelsend wurden übrigens in den Studios in Upper Hut Wellington gedreht. Als die Szenen im Kasten waren, fand es Peter Jackson zu schade, die schöne Hobbit-Inneneinrichtung zu zerstören und ließ sie in sein Anwesen bringen. Peter Jackson lebt nun quasi in Beutelsend - der Glückliche :) Ich muss sagen, die Movie Tour war sehr schön!